Welcher Yogastil passt zu mir? Ein Überblick über die verschiedenen Yogastile
Hatha Yoga, Vinyasa Yoga, Ashtanga Yoga oder Yin Yoga… wenn du dir die Kurspläne von Yogastudios anschaust, dann wirst du auf einen oder mehrere dieser Yogastile treffen. Die Welt des Yoga ist bunt, vielseitig und manchmal etwas überwältigend – vor allem am Anfang. Während viele Menschen beim Wort „Yoga“ vor allem körperliche Bewegungen (Asanas) im Kopf haben, steckt hinter jedem Stil eine tiefere Philosophie, ein eigenes Tempo und eine bestimmte energetische Ausrichtung.
In diesem Artikel stelle ich dir fünf bekannte Yoga-Stile vor – mit ihren Besonderheiten, ihrer Wirkung und für wen sie besonders geeignet sind.
Am Ende gilt jedoch: Yoga ist für alle da. Jeder Stil (außer Ashtanga) kann angepasst werden – wichtig ist nur, dass du dich auf deiner Matte und mit deiner Praxis wohlfühlst.
1.Hatha Yoga - Der “klassische” Yogastil
Hatha Yoga ist einer der ältesten überlieferten Yogastile. Innerhalb des dritten Gliedes des achtgliedrigen Yoga-Pfades nach Patanjali – der Asana-Praxis – haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Yoga-Stile entwickelt. Einer der ältesten und grundlegendsten darunter ist der des Hatha Yoga.
Das Wort Hatha stammt aus dem Sanskrit:
„Ha“ steht symbolisch für die Sonne – also für die aktive, kraftvolle, maskuline Energie.
„Tha“ steht für den Mond – die sanfte, kühlende, feminine Kraft.
Hatha Yoga verfolgt das Ziel, diese beiden scheinbar gegensätzlichen Energien im Körper zu harmonisieren. Es geht um das Ausrichten, Ausgleichen und Integrieren – sowohl auf körperlicher als auch auf geistig-energetischer Ebene.
Ursprünglich war Hatha Yoga nicht nur eine körperliche Übungspraxis, sondern ein Weg zur spirituellen Entwicklung. Durch die bewusste Arbeit mit Körperhaltungen (Asanas) und Atem (Pranayama) sollte der Geist zur Ruhe kommen und sich vom äußeren Lärm der Welt zurückziehen können.
Eine wichtige Quelle für die Lehren des Hatha Yoga ist die Hatha Yoga Pradipika, ein klassischer Text aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde von dem Yogi Swatmarama verfasst, einem Anhänger der Nath-Tradition, und enthält bis heute zentrale Grundlagen für die Praxis.
Hatha Yoga ist somit weit mehr als "langsames Yoga":
Es ist ein kraftvoller, ganzheitlicher Ansatz, der Körper und Geist in Einklang bringen möchte – und uns über den Körper zur inneren Stille führt.
Für wen ist Hatha Yoga geeignet? Und für wen nicht?
✔️ Ideal für Einsteiger
✔️ für Menschen, die mehr Ruhe in ihren Alltag bringen wollen oder eine solide Basis aufbauen möchten
✖️ Für sehr dynamikliebende Menschen kann Hatha anfangs "zu langsam" wirken – wobei genau das den größten Mehrwert bieten kann
2. Ashtanga Yoga - Struktur, Disziplin & Tradition
Ashtanga Yoha wurde von Pattabhi Jois als körperliche Praxis basierend auf der Philosophie Patanjalis aufgebaut. Der Name „Ashtanga“ bezieht sich direkt auf den achtgliedrigen Pfad des Yoga, den wir uns noch in einem anderen Blogartikel näher anschauen werden. Der körperliche Stil (mit der festen Serie) ist sozusagen ein „Körper-Ausdruck“ des Raja Yoga (dem Königsweg des Yoga)
Typische Merkmale des Ashtanga Yoga sind:
Immer gleiche Abfolge (Primary Series, Intermediate etc.)
Kraftvoll, athletisch, sehr strukturiert
Fokus auf Ujjayi-Atmung, Bandhas, Drishti (Blickpunkt)
Für wen ist Ashtanga Yoga geeignet? Und für wen nicht?
✔️ sportliche Menschen, die Struktur lieben und sich gerne physisch und mental herausfordernd
✖️ Für Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen oder Neulinge ohne Erfahrung kann Ashtanga Yoga sehr herausfordernd sein. Hier braucht es eine gute Anleitung und viiiiel Praxis
In meinen Yogaklassen in Köln lasse ich immer wieder Aspekte des Ashtanga Yoga einfließen und leite dich ganz achtsam durch die verschiedenen Yoga Asanas.
3.Vinyasa Yoga oder Vinyasa Krama - Flow und Kreativität
Vinyasa Yoga ist aus dem Ashtanga Yoga entstanden. Vinyasa setzt sich aus dem Sanskrit aus Vi: Auf eine bestimmte Weise (Reihenfolge) Nyasa: setzen, stellen, legen. Im Yogakontext bedeutet Vinyasa Yoga die ununterbrochene Verbindung von Atem und Bewegung. Jede Bewegung ist von einer Ein- oder Ausatmung begleitet. Obwohl es kreativer und westlich geprägter ist, basiert es ebenfalls ursprünglich auf Raja Yoga-Prinzipien.
Typische Merkmale des Vinyasa Yoga sind:
Fließende Abfolgen, meist abgestimmt auf Musik oder Rhythmus
Fokus auf die Verbindung von Atmung & Bewegung
Kräftigend, oft schweißtreibend
Für wen ist Vinyasa Yoga geeignet? Und für wen nicht?
✔️ Perfekt für alle, die Bewegung lieben, Energie abbauen oder aus dem Kopf in den Körper kommen wollen
✖️ Komplett-Unerfahrene sollten ggf. erst eine sanftere Einführung wählen, bevor sie in komplexere Flows einsteigen. Viele Yogastudios bieten Level Klassen an (Vinyasa 0-1, Vinyasa 2…), an denen du dich orientieren kannst
4.Yin Yoga - Loslassen & Tiefe
Yin Yoga ist eine stille, meditative Praxis, bei der die Positionen lange (3–5 Minuten) passiv gehalten werden. Ziel ist es, tief ins Bindegewebe und die Faszien zu wirken – physisch wie emotional.
Typische Merkmale des Yin Yoga sind:
Passives Halten im Sitzen oder Liegen
Fokus auf Loslassen, nicht auf Leistung
Sehr regenerierend und introspektiv
Für wen ist Yin Yoga geeignet? Und für wen nicht?
✔️ Perfekt für Menschen mit Stress, innerer Unruhe, Schlafproblemen oder dem Bedürfnis nach Ruhe und Tiefe
✖️ Bei akuten Verletzungen oder bei sehr ungeduldigen Persönlichkeiten (wie ich zum Beispiel ;)) kann die Stille herausfordernd wirken, was aber meiner Erfahrung nach auch oft transformierend sein kann
Ich hoffe, ich konnte dir hier einen kleinen Überblick über die Stile verschaffen und dir eine kleine Orientierungshilfe geben. Wichtig: Dein Bedürfnis, einen bestimmten Yogastil zu praktizieren, kann und darf sich ändern! Jeder Stil kann dir zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben genau das geben, was du brauchst. Du musst dich nicht festlegen. Lass dich von deinem Körper, deinem Herzen und deiner Lebensphase leiten.
Namasté
Deine Rebecca