Was ist Yoga? Eine kleine Einführung in die Yogaphilosophie
Wenn wir das Wort Yoga hören, dann haben wir meistens bestimmte Assoziationen mit diesem Begriff. Die meisten Menschen, die an Yoga denken oder mit Yoga in Berührung kommen, sehen den körperlichen Aspekt. Dabei ist Yoga so viel mehr und so viel tiefgreifender. Was genau Yoga bedeutet, erfährst du hier in diesem Blogartikel.
Der Begriff Yoga
Das Wort Yoga stammt aus dem Sanskrit und bedeutet wörtlich „Vereinigung“ oder “Einheit”. Doch was wird hier eigentlich vereint? Im tieferen Sinne geht es um die Verbindung zwischen dem individuellen Bewusstsein – also dem, was wir im Alltag als „Ich“ empfinden – und einem größeren, universellen Bewusstsein. Man könnte auch sagen: Es geht um die innere Rückverbindung zwischen Ego (Ahamkara) und Seele (Atman).
Yoga ist dabei nicht nur eine Praxis, sondern ein ganzheitliches philosophisches System. Es ist eines der sieben großen Philosophiesysteme, die aus Indien stammen. Der Fokus liegt im Yoga auf der eigenen Praxis. Auf der Erfahrung durch den eigenen Körper, Geist und Atem.
Der Weise Patanjali, der oft als „Vater des Yoga“ bezeichnet wird, formulierte vor rund 2500 Jahren in seinen berühmten Yoga Sutras eine der zentralen Definitionen:
Yogaś citta vṛtti nirodhaḥ
„Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedankenwellen im Geist.“
Was heißt das konkret?
Unser Geist ist oft unruhig. Mal in Erinnerungen gefangen, mal in Zukunftssorgen verstrickt. Wir sind gedanklich überall, nur selten ganz bei uns selbst. Yoga möchte uns helfen, diese zersplitterte Aufmerksamkeit wieder zu sammeln – sozusagen die losen Teile unseres Bewusstseins zu integrieren.
Wenn wir beginnen, uns selbst bewusster zu begegnen, lernen wir, unsere Gedanken zu beobachten, statt uns von ihnen kontrollieren zu lassen. So entsteht Schritt für Schritt ein Zustand innerer Klarheit, Präsenz und Ausrichtung.
Patanjali & die Yoga Sutras
Patanjali hat mit seinen Yoga Sutras einen bedeutenden Meilenstein gesetzt. In 196 kurzen Versen – Sutras, was so viel heißt wie „Fäden“ – gibt er Impulse für den eigenen inneren Weg. Diese Sutras sind bewusst offen gehalten, ohne Wiederholungen oder Erklärungen. Sie entfalten ihre Bedeutung je nach Reife und innerer Erfahrung der Praktizierenden. Jeder und jede webt quasi daraus ein eigenes „Stoffstück“, je nachdem, wo man sich auf dem eigenen Weg befindet.
Vor Patanjali wurde Yoga hauptsächlich von Sadhus, also spirituell Praktizierenden, die sich von weltlichen Verpflichtungen zurückgezogen hatten, praktiziert und weitergegeben. Die Lehren wurden mündlich überliefert, von Lehrern zu Schülern.
Durch Patanjali jedoch wurden die Lehren zugänglicher und zwar auch für Menschen mit Familie, Beruf und Alltagsverpflichtungen (Grihasthas). So wurde Yoga zunehmend zu einer Praxis, die sich auch mit einem „normalen Leben“ verbinden lässt und nicht nur im Rückzug auf dem Berg gelebt werden muss.
Yoga ist Rückverbindung
Yoga ist mehr als Körperhaltungen. Es ist ein Weg nach innen. Ein Prozess der Sammlung, der Selbsterkenntnis, der Heilung.
Yoga fragt nicht, wie biegsam dein Körper ist, sondern wie klar dein Geist, wie offen dein Herz und wie wach dein Bewusstsein.
Wenn du praktizierst, dann praktiziere nicht nur, um fitter oder ruhiger zu werden , sondern um dich selbst wieder in deiner Ganzheit zu erfahren.
Denn genau darum geht es: um Rückverbindung. Um Einheit. Mit Körper, Geist und deinem Atem.
Namasté
Deine Rebecca